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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Schiffstypen
Jan van Eijk Offline

Admiral


Beiträge: 442

19.02.2009 11:05
Dschunke Antworten

Die Dschunke ist mit europäischen oder arabischen Schiffsbauten nur bedingt zu vergleichen, da es sich bei ihr um ein so genanntes Kastenboot handelt. Sie besitzt keinen Kiel, hat einen flachen Boden und die Seitenwände sind fast senkrecht hochgezogen. Die Beplankung ist in Klinkerbauweise ausgeführt, jedoch werden die Planken hier, anders als im europäischen Schiffbau, von oben beginnend, nach unten hin angesetzt. Viele Dschunken zeichnen sich durch ihre hochgezogenen Enden aus, die dem Schiff manchmal eine fast bananenähnliche Form verleihen.
Die Besegelung besteht aus Dschunkensegeln, die mit Bambus-Stangen durchgelattet sind. Das Spreizen der Segel durch diese leichten Bambus-Querrahen bewirkt eine optimale Verteilung der auf den Mast wirkenden Kräfte und schützt so gegen Mastbruch. Außerdem lassen sich die durchgelatteten Dschunkensegel vom Deck aus leicht bedienen. Die kurzen Pfahlmaste einer Dschunke sind üblicherweise nicht durch Wanten und Stage verspannt, so dass die Segel rundum geschwenkt werden können. Ist das Schiff auf Kurs, werden die elastischen Maste nach achtern durch Backstage gehalten. Die Maste einer Dschunke müssen nicht unbedingt mittschiffs stehen, sondern können auch asymmetrisch, in Bezug auf die Kiellinie, angeordnet sein.
Heckruder und wasserdichte Quer- und Längsschotte sind schon früh Bestandteil dieses Schiffstyps. Ab dem 8. Jahrhundert wurden Seitenschwerter zur Verbesserung der Kursstabilität eingeführt.

Bei militärischen Auseinandersetzungen im 12. Jahrhundert verzeichnet man auch die Nutzung des Schaufelradantriebes auf dem Yangtsekiang. Viele Dschunken hatten eine Größe von etwa 60 m Länge, 9 m Breite und 400 oder 500 Tonnen Tragfähigkeit. Die hochseetüchtigen Dschunken, die im Handelsverkehr zwischen China und Indien eingesetzt wurden, waren 3.000 bis 4.000 Tonnen große Segler, die sowohl als Fracht- wie auch als Passagierschiffe dienten. Der arabische Weltreisende Ibn Battuta beschreibt, dass sie Kabinen verschiedener Größe aufwiesen, von einfachen Kammern bis zu mehrräumigen Suiten mit Badezimmer und Toilette. Die Dschunken konnten bis zu 300 Reisende befördern und hatten neben rund 600 Mann Besatzung noch 400 Armbrustschützen an Bord.

Die größten Dschunken waren die sogenannten Schatzschiffe des Admirals Zheng He im frühen 15. Jahrhundert. Sie befuhren den Indischen Ozean und erreichten sogar die afrikanische Ostküste.

Volle Segeln und ne Handbreit Wasser unnerm Kiel
Es gibt keinen Kurs zu einem Ort, der nicht gefunden werden will. Andernfalls wüsste doch ein jeder wo dieser Ort ist.

Angefügte Bilder:
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Jan van Eijk Offline

Admiral


Beiträge: 442

19.02.2009 11:09
#2 RE: Dschunke Antworten

Chinesische Schaufelradboote
In China baute man schon früh Boote mit Schaufelrädern, die durch Muskelkraft angetriebenen wurden. Eine so ausgestattete Flotte kam zur Zeit der Song-Dynastie im 12. Jahrhundert wiederholt gegen Jurchen und Piraten auf dem Yangtsekiang zum Einsatz.
Die Idee des Schaufelradantriebs war nichts spezifisch chinesisches, die anonyme römische Kriegsschrift De Rebus Bellicis aus dem späten 4. Jahrhundert enthielt den Vorschlag eines Kriegsschiffes mit mehreren Schaufelrädern, angetrieben von Ochsen. Nachweislich umgesetzt wurde die Idee erstmals in China, konkret im Jahr 418, als der Admiral Wang Zhen´e gegen die Qiang auf dem Wei-Fluss kämpfte.
Ihre Blüte erlebten die Schaufelradschiffe zur Zeit der Song-Dynastie im 12. Jahrhundert, als in atemberaubender Folge mehrere Varianten dieser Schiffe entstanden. Der Chefkonstrukteur war nach 1130 ein gewisser Kao Hsüan, ehemaliger „Erster Zimmermann der Marineschutzflotte am Gelben Fluss und des Baipo-Transportbüros des Direktorats für Wasserstraßen“, der schließlich in die Hände von Rebellen bzw. Piraten fiel und auch für sie Schiffe konstruieren musste.
Gemeinsam waren allen Schiffen außenbords angebrachte Schaufelräder, die durch Treträder im Inneren des Schiffsrumpfes bedient wurden, und zwar durch Menschen. Die Männer standen vor und hinter den Tretpedalen, so dass man vorwärts und zurück fahren konnte. Die Anzahl der Schaufelräder schwankte: Bei einer 23-Räder-Variante um 1135 waren es 11 Räder rechts, 11 Räder links und eins hinten vor dem Ruder. Zumindest die hinteren Schaufelräder waren dabei durch vorspringende Planken vor Zerstörung bei Kollision geschützt. Ein solches Schiff hatte mehrere Decks und 200 bis 300 Mann Besatzung, eine Länge von bis zu 110 Meter und natürlich auch einen Mast für ein Segel.
Ein gewisser Wang Yen Hui brachte damals eine Variante mit 4 Schaufelrädern und 8 Blatt pro Rad heraus, bedient von 4 Mann pro Rad.
Da die Schaufelradschiffe für den militärischen Einsatz auf dem Yangtsekiang gedacht waren, verfügten sie auch über mittschiffs und am Bug angebrachte Katapulte, über Gas- und Explosivbomben, Greifeisen für Felsbrocken (die man anhob und aufs gegnerische Schiff fallen ließ) und über Rammsporne.
Zum Einsatz kamen die Schiffe, als die Chinesen dem Jin-Feldherren Wu-chu 1130 nach dessen Erfolgen in Südchina den Rückweg über den Yangtsekiang verlegten. Der Sieg sicherte den Fortbestand der südlichen Song-Dynastie. Ebenso wurden sie 1161 eingesetzt, als der Jin-Kaiser Tikunai persönlich den Übergang über den Yangtsekiang erkämpfen wollte. Er scheiterte und wurde von seinen Soldaten getötet. Gegen die ebenfalls mit Schaufelradbooten ausgerüstete Piratenflotte des Yang Yao und Yang Chin kämpfte der Volksheld Yue Fei mit einer List: Er lockte die Piraten in eine Bucht und setzte Treibholz ein, das die Schaufelräder blockierte und das Entern der manövrierunfähigen Schiffe erlaubte.
Zuletzt wurden sie im Ersten Opiumkrieg 1841 gegen die Briten eingesetzt, die sie für eilige Nachbauten ihrer eigenen Raddampfer hielten.

Volle Segeln und ne Handbreit Wasser unnerm Kiel
Es gibt keinen Kurs zu einem Ort, der nicht gefunden werden will. Andernfalls wüsste doch ein jeder wo dieser Ort ist.

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Jan van Eijk Offline

Admiral


Beiträge: 442

19.02.2009 11:20
#3 RE: Dschunke Antworten
die Schatzschiffe des Zheng He
Die chinesische Hochseeschifffahrt war durch Dschunken gekennzeichnet. Neben diesen flachbödigen Schiffen gab es wohl vereinzelt während der Song-Dynastie (960-1279) auch noch andere große, hochseetaugliche Schiffe, die viele Konstruktionsmerkmale mit Dschunken teilten. Im Unterschied zu den Dschunken verfügten diese Schiffe über einen V-förmigen Rumpf und hatten einen Kiel. 1973 wurde in Quanzhou das Wrack eines solchen Schiffes gefunden, das wahrscheinlich um 1270 gesunken ist. Zwei Lagen Zedernholz-Beplankung in Kraweel-Bauweise erstrecken sich über die 13 Abteilungen entlang des noch fast 33 m langen Kiels, womit es eine mit europäischen Schiffen der damaligen Zeit vergleichbare Größe erreichte. Im Laderaum des Wracks befanden sich noch Gewürze und Dufthölzer, die aus Ostafrika stammen sollen. Die Forschung vermutet, dass die Chinesen der Song-Zeit hier eine fremde Schiffbautradition nachzuahmen versuchten. Anscheinend blieb es bei diesen Versuchen, denn diese Technik lässt sich nach 1270 nicht mehr nachweisen, wurde also für den chinesischen Schiffbau nicht übernommen. Ob diese Konstruktion aber eventuell Einfluss auf den Bau der Schatzschiffe hatte, ist vollkommen unbekannt und lässt sich nicht mehr rekonstruieren.
Der bislang einzige archäologische Fund, der tatsächlich auf die Existenz der großen Schatzschiffe hindeutet, wurde 1957 in den Ruinen der Werft von Longjiang (bei Nanjing) ausgegraben. Es handelt sich um einen 11 m langen Achtersteven aus Pinienholz, an dem das Ruderblatt des Schiffes befestigt war. Zunächst hielt man dies für den Beweis der außerordentlichen Größe der Schatzschiffe. Chinesische Schifffahrthistoriker wandten seitdem jedoch ein, dass, wenn man die Ming-zeitlichen Schiffe zugrunde lege, dieser Achtersteven nur zu Schiffen von etwa 45 m Gesamtlänge gehören können.
Bezüglich der Konstruktion der Schatzschiffe ist die Quellenlage dünn. Beschreibungen der Schiffe tauchen in Reiseberichten des chinesischen Übersetzers Ma Huan über die Fahrten des Admirals Zheng He auf. Auch in Texten über den Ming Kaiser Yongle (1402-1424) finden die Schiffe Erwähnung. Abbildungen, z.B. auf Holzdrucken, sind erst aus späteren Jahrhunderten erhalten.
Schatzschiffe sollen 100 bis 138,4 m lang gewesen sein, nach heutigem Forschungsstand gehen Wissenschaftler jedoch von einer Länge zwischen 59 und 84 m aus. Der Autor Guan Jingcheng machte schon 1947 auf die unrealistischen Zahlen aufmerksam und schätzte die Schatzschiffe auf 62 m Länge. Joseph Needham hingegen war der Meinung, dass die Zahlangaben eventuell missverstanden worden seien und schlägt 84 m vor. Xin Yuanou schätzt die Gesamtlänge auf 59 m, was von der Forschung weitestgehend akzeptiert wird.
Die Überwasserkonstruktion erinnerte mit hochgezogenen Aufbauten an Bug und Heck stark an das Aussehen von überdimensionierten Dschunken. Der Bug bestand aus einem viereckigen Spiegel, der mit aufgemalten Augen verziert war und unter der Wasseroberfläche in den flachen Rumpf überging.
Im Gegensatz zu zeitgenössischen, europäischen Schiffen hatten Schatzschiffe etwa ein Dutzend wasserdichter Abteilungen. Diese Querschotten nahmen die gesamte Rumpfhöhe ein und hatten keine Luken, sodass jede Abteilung nur von oben zugänglich war. Diese Bauweise machte den Schiffskörper sehr stabil und sicher. Das Gewicht eines solchen Schiffes wird zwischen 500 und 1.000 t geschätzt.
Die Takelage bestand nach chinesischer Tradition aus Masten mit Luggersegeln aus roter Seide, die mit Bambushölzern verstärkt waren. Die bis zu neun Masten standen nicht in einer Reihe hintereinander, sondern teilweise nebeneinander oder diagonal versetzt. Allerdings wird auch die überlieferte Anzahl der Masten von vielen Forschern kritisch gesehen, mittlerweile geht man eher von drei bis vier Masten aus. Bewaffnet waren die Schiffe mit 24 Bronzekanonen, um sich gegen Piraten und rebellierende Fürsten wehren zu können.

Fraglich ist, inwiefern die Schatzschiffe wirklich effiziente Segelschiffe waren. Ihre Größe diente (auch mit 59 m) in erster Linie dazu, fremde Völker zu beeindrucken und waren nicht darauf ausgelegt, ein schnelles Vorankommen sicherzustellen. Durch ihre Ausmaße waren die Schatzschiffe relativ langsam und schwierig zu steuern, was sich bei Unwetter besonders nachteilig auswirkte. Außerdem waren sie im Unterhalt enorm kostspielig.
Siehe hier zu den Beitrag in der Kategorie " Piraten im asiatischen Raum"

Volle Segeln und ne Handbreit Wasser unnerm Kiel
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Angefügte Bilder:
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