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 Piraten im Mittelmeer
Jan van Eijk Offline

Admiral


Beiträge: 442

06.02.2009 09:34
Antike Frühzeit Antworten
Die Grenze zwischen Seeraub und Seekrieg ist schwer zu ziehen, was bedingt ist durch den rechtlosen Zustand, in welchem die Staaten in älterer Zeit miteinander leben. Thukydides (I 5) schreibt, daß der Seeraub in früher Zeit ein Gewerbe war wie jedes andere, gefahrvoller, aber mit keinem Makel behaftet. Zahlreiche Beispiele dafür finden wir in Homers Odyssee und Ilias; z. B. erscheint der Erwerb von Sklaven durch Raub als das Übliche (Od. I 398) ... Auch die eigenartige Bauweise der Siedlungen auf den Inseln und an den Küsten der Ägäis, winkelige, sehr enge Gassen und ein unübersichtlicher Stadtplan, hängt mit dem Piratentum zusammen. Wenn die Seeräuberscharen landeten und in die Siedlung eindrangen, um zu plündern und Gefangene zu machen, konnten sie auf diese Weise leichter zersplittert und überwältigt werden. Durch die allmähliche Verbesserung der völkerrechtlichen Beziehungen und durch das Auftreten größerer Flotten einzelner griechischer Staaten wird der Seeraub eingeschränkt (Thuk. I 13,5), hört aber nie ganz auf, da die Kleinstaaterei jede durchgreifende Maßregel verhindert.
Nach dem Untergang der karthagischen Macht, deren strenge Seepolizei im Westmittelmeer für Ordnung sorgte und jedes verdächtige Schiff versenkte, und der Erschlaffung der östlichen Monarchien entzogen sich die Römer lange Zeit einer Bekämpfung der Piraten. Bis zum Auftreten des Pompeius konnte man somit von einer Blütezeit der Seeräuberei sprechen. Die Kilikier im südlichen Kleinasien, deren Land durch die Beschaffenheit seiner Küsten vorzüglich für den Seeraub geeignet war, betrieben ... Seeraub in großem Umfang. Es wurden große Kaperflotten gebildet ... Auch Italien war vor ihnen nicht sicher: Ostia wurde geplündert, die Getreidezufuhren erheblich behindert, vornehme Römer gerieten in Gefangenschaft: Auf sie hatten es die Seeräuber besonders abgesehen, weil sie dafür das meiste Lösegeld bekamen. Bis zu Pompeius waren die römischen Gegenmaßnahmen recht bescheiden und im Grunde unwirksam.
Im Jahre 75 fuhr Caesar wieder nach dem Osten, diesmal, um zur Vollendung seiner Redekunst in Rhodos noch den Rhetor Apollonios Molon zu hören. Dabei geriet er beim Inselchen Pharmakussa südlich von Milet in die Hand kilikischer Seeräuber. Die Feldzüge des Servilius Isauricus hatten das Übel nicht an der Wurzel gefaßt, und zu einem ausreichenden Unternehmen fehlten damals, wo der Sertoriuskrieg in Spanien auf seinem Höhepunkte stand, dem durch die blutigen italischen Bürgerkriege geschwächten römischen Reich die Kräfte. Wie nun die Seeräuber von dem vornehmen Römer ein Lösegeld von 50 Talenten (300.000 Denaren) verlangten, machte er die mangelhafte Küstenpolizei der kleinasiatischen Küstengemeinden für sein Unglück verantwortlich und ließ sich dafür von ihnen die Summe aufbringen. Sie mußten ihm wenigstens dafür dankbar sein, daß er bei der Auszahlung des Geldes die Piraten dazu anhielt, ihnen für künftiges Wohlverhalten Geiseln zu stellen. Befreit, nahm er jedoch sogleich die Seepolizei in die Hand; an der Spitze einen Geschwaders, welches die Gemeinden zusammenbrachten, lieferte er den Seeräubern ein Gefecht und machte bei Erbeutung mehrerer ihrer Schiffe zahlreiche Gefangene. Wegen der Aburteilung fuhr er persönlich zum Statthalter von Asia, Marcus Juncus, der damals das durch Testament des letzten Königs an Rom gefallene Bithynien als Provinz einrichtete. Als der jedoch die Gefangenen nicht hinzurichten befahl, sondern sie zugunsten der Staatskasse verkaufen wollte, kehrte Caesar blitzschnell nach Pergamon zurück, wo sie im Gewahrsam lagen, und ließ sie auf eigene Faust kreuzigen.
Einer dringenden Erledigung harrte vor allem das Seeräuberproblem. Nach einem enttäuschenden Unternehmen des Prätors M. Antonius im Jahre 102 erhielt nun dessen Sohn, der Vater des späteren Triumvirn, im Jahre 74 ein 'unbegrenztes Imperium' (imperium infinitum) für den Krieg gegen die Seeräuber; obwohl er bis z. J. 71 tätig war und seine Amtsgewalt sich über den gesamten Mittelmeerbereich erstreckte, hatte er keinen durchschlagenden Erfolg. Nach der 'Reform' des Jahres 70 schien sich der bewährte Feldherr Pompeius als Retter in der Not anzubieten ... Was eine gut geschmierte Militärmaschine in Rom zu leisten vermochte, bewies er denn auch, als er durch ein Gesetz des Volkstribunen A. Gabinius ein außerordentliches Kommando für das ganze Mittelmeergebiet mit 20 Legionen und 500 Schiffen erhielt; seine Kommandogewalt galt dabei - und das war unter den vielen Besonderheiten das Ungewöhnlichste - in allen Provinzen bis zu 50 km landeinwärts und konkurrierte also hier mit der aller Statthalter (ihnen gegenüber im Hinblick auf die Bekämpfung der Seeräuber ohne Zweifel mit übergeordneter Gewalt). Innerhalb von 40 Tagen war der Seeräuberspuk vorbei. Dieser glänzende Beweis von Organisationstalent und Führungsqualität wurde sofort belohnt durch die Übertragung des Krieges gegen Mithradates im folgenden Jahre 66 (lex Manilia).

Volle Segeln und ne Handbreit Wasser unnerm Kiel

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