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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 1.406 mal aufgerufen
 Piraten allgemeines und alltägliches
Saskia von Paland Offline

Commander


Beiträge: 87

07.02.2009 18:00
Kaperbrief Antworten

Der Kaperbrief war ein Dokument, das eine Regierung einem Privatmann ausstellte, der dadurch zur Kaperfahrt berechtigt wurde. Dies bedeutet, dass der Kaperkapitän das Recht bzw. den Auftrag hatte, Schiffe einer anderen Nation auszurauben oder zu versenken. Der Kaperer handelte dabei offiziell im Auftrag des ausstellenden Staates. Zugleich wurde dem Kaperfahrer Schutz in den Häfen der ausstellenden Nation zugesagt. Im Gegenzug musste der Kaperkapitän einen Teil der Beute, der sogenannten Prise, an den ausstellenden Staat abführen. An Bord wurde der Beuteanteil oder der Erlös daraus, das Prisengeld, nach einem festgelegten Schlüssel verteilt.
Geschichte
Kaperbriefe entstanden im 12. Jahrhundert im Zuge der Regelung des bis dahin praktisch rechtsfreien Zustands auf See. Bis ins 19. Jahrhundert blieb die Kaperei ein akzeptierter Teil der Seekriegsführung. Mit dem Kaperbrief wurde „Seekriegsführung im Auftrag“ von Piraterie abgegrenzt, was den Kaperer theoretisch davor schützte, von der gegnerischen Seite als Pirat behandelt zu werden. Diese Unterscheidung wurde, da die Unterscheidung zwischen Kaperei und Piraterie verschwommen ist, nicht notwendigerweise eingehalten. Kaperkapitäne nutzten den Kaperbrief aus, um eventuell nebenbei eigenmächtig Piraterie zu betreiben; der gegnerische Staat nahm sich das Recht, den Kaperer wie einen Piraten zu behandeln.

Objekt der Kaperfahrt waren in erster Linie Handelsschiffe. Von den als Opfer betroffenen Nationen wurden Kaperfahrer verständlicherweise genauso behandelt wie gewöhnliche Piraten. Kaperfahrer handelten auch oft nach persönlichem Interesse oder nach taktischer Lage und nicht nach dem Kaperauftrag, wenn etwa Piratenschiffe unterschiedlicher Nationalität Trinkgelage zusammen abhielten, anstatt einander die Beute abzujagen.

Kaperbriefe wurden insbesondere dann ausgestellt, wenn Staaten kurzfristig ihre Seemacht verstärken wollten oder schlicht Geld brauchten. Ein typisches Beispiel ist das elisabethanische England, das Francis Drake und andere Kapitäne anwarb, um einerseits Spanien zu schwächen und sich andererseits Einnahmen für den Aufbau einer großen Kriegsflotte zu verschaffen. Auf diese Weise gelangten sie an nautisch hochqualifizierte Kapitäne anderer Nationen. Teilweise wurde das Mittel des Kaperbriefes auch eingesetzt, um Piraten von der Bedrohung eigener Schiffe abzuhalten.

Kaperbriefe wurden insbesondere von Großbritannien, Frankreich, den Hansestädten und den USA ausgestellt. Die Verfassung der Vereinigten Staaten (Artikel 1, Sektion 8) weist die Kompetenz zur Ausstellung von Kaperbriefen ausdrücklich dem Kongress zu. Die legale Kaperei im Unabhängigkeitskrieg Nordamerikas kostete England mutmaßlich den Gegenwert von sechs Millionen Dollar an Handelsgütern. 1812 liquidierten 500 US-Kaperschiffe 13 Prozent des britischen Seehandels.

Die Ausstellung von Kaperbriefen wurde international 1856 durch die Deklaration von Paris geächtet. Die USA, Spanien und Mexiko schlossen sich dieser Seerechtsdeklaration nicht an, im Fall der USA allerdings, weil sie eine weitergehende vollständige Abschaffung des Beuterechts wollten, was wiederum an Großbritannien scheiterte. Die Deklaration bedeutete nämlich nicht das Ende der Seekriegsführung gegen Handelsschiffe. Das Prisenrecht war von nun an lediglich auf Kriegsschiffe beschränkt.

Saskia von Paland entsendet euch einen Gruß
"Es tut mir leid, dich hier zu sehen, aber wenn du wie ein Mann gekämpft hättest, müßtest du jetzt nicht wie ein Hund hängen."

Saskia von Paland Offline

Commander


Beiträge: 87

08.02.2009 11:52
#2 RE: Kaperbrief Antworten
Bild 1= Hier ein Kaperbrief für Antoine Bollo, ausgestellt vom Schiffseigner Dominique Malfino aus Gena, Besitzer der Furet, einem 15-Tonnen-Schiff, 27. Februar 1809
Bild 2= Österreich hat 1760 einen einzigen Kaperbrief ausgestellt und zwar für den Eigner Giovanni Voinovich; dessen Bruder, Kapitän Demitrio Voinovich befehligte die „Maria Himmelfahrt“, ein Schiff der Nave-Klasse mit 230 Tonnen. Ein Schiff dieser Größe hatte üblicherweise 14 Kanonen und 16 Mann Besatzung.

Saskia von Paland entsendet euch einen Gruß
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Angefügte Bilder:
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