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Dieses Thema hat 10 Antworten
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 Piraten in der Nord- und Ostsee
Jan van Eijk Offline

Admiral


Beiträge: 442

07.02.2009 13:55
Klaus Störtebeker Antworten

In den Unterlagen der Stadt Wismar taucht erstmals 1380 eine Eintragung auf, nach der Klaus Störtebeker in eine Rauferei in einer Kneipe verwickelt gewesen sein soll. Da seine genaue Abstammung bis heute nicht ermittelt werden konnte nimmt man an, dass er aus Wismar stammte. Rund 20 weitere Orte kommen als eventuelle Geburtsorte in Frage.

Genauso Goedeke Michels mit dem er zusammen einer Seeräuberbande angehörte – „Likedeelers“, die so genannten „Vitalyenbrüder“. Die „Likedeelers“ verbündeten sich zwischen 1390 und 1395 mit dem mecklenburgerischen Herzogshaus um die dänische Königin zu stürzen. Mit ihrer Hilfe führten die Mecklenburger Kaperkriege gegen Dänemark und gegen die Hanse. Als Unterschlupf soll ihnen die Insel Rügen gedient haben, wo sie bei den Kreidefelsen Schutz vor Entdeckung fanden. Rund 75 Piraten sollen am frühen Morgen des 20. Oktober 1401 gefesselt auf dem „Grasbrook“ in der Nähe des Hamburger Hafens ihrem Tode entgegen geblickt haben, darunter auch Störtebeker.

Fakt ist, dass Störtebeker auf dem Hamburger Grasbrook um ca. 1400 in Hamburg enthauptet wurde. Das Datum, das hierbei in vielen Aufzeichnungen zu finden ist, konnte bis heute jedoch nicht belegt werden. Um sein Leben zu retten soll Störtebeker soll den Obrigkeiten der Stadt eine goldene Kette rund um die Stadtmauern geboten haben – ohne Erfolg. Rosenfeld, der damalige Henker, vollbrachte sein Werk und setzte Störtebekers Leben ein Ende.

Legenden berichten, dass Störtebeker versucht habe sogar noch ohne Kopf 10 seiner Kameraden das Leben zu retten bis er vom Henker aufgehalten wurde. Ganz nach alter Tradition wurden die Schädel der geköpften Piraten gepfählt und zur Warnung aufgestellt. Zwei der Schädel sind bis heute erhalten. Untersuchungen dieser Schädel durch den Düsseldorfer Rechtsmediziner Peter Pieper brachten jedoch keine Beweise dafür, dass es sich bei einem dieser Schädel tatsächlich um die sterblichen Überreste des legendären Piraten Störtebeker handeln könnte.

„Grasbrook“ so wurde der Platz der Henker benannt, eine kleine Wiese in der Nähe des Hamburger Hafens. Unklar seine genaue Herkunft und die Absichten die hinter seinem Tun steckten.

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Jan van Eijk Offline

Admiral


Beiträge: 442

21.02.2009 21:43
#2 RE: Klaus Störtebeker Antworten
So jetzt aber mal detailliert was ich noch so in meinen ollen Bücher gefunden hab:
In Ostfriesland begründet Herr Störtebeker seinen heute legendären und doch recht einseitig heroischen Ruf. Dieser Mann, erzählte man sich, konnte nicht nur Hufeisen geradebiegen, sondern ebenso 4 Liter Alkohol (wahlweise Bier oder Wein) in einem Zug den Schlund hinunterstürzen. Klaus Stürz-den-Becher, "Stör-te-Beker" halt, wurde er ob dieser Tat gerufen. Und dieser Mann, sagte man, hatte ein Herz so groß wie Mühlsteine. Jenem Ostfriesen, der seine Hypotheken aufs Haus nicht mehr bezahlen konnte, und der unseren edlen Klaus um eine kleine Gabe bat, dem schenkte er Gold und Edelsteine. Nein, Entschuldigung; natürlich nicht. Es war nur ein Säckchen voll mit Geld. Aber immerhin.
Und selbstverständlich gehörte unser Klaus auch nicht zu jenen Piraten, die gefangengenommene Seefahrer einfach über Bord warfen, nur weil diese so arm waren, daß für sie kein Lösegeld zu erwarten war. Nein, nein, so einer war unser Klaus natürlich nicht. Das waren immer die anderen. Unser Klaus hat sich immer nur die hansischen Pfeffersäcke vorgenommen, die es ohnehin nicht besser verdient hatten, als den Helgoland-Krabben zum Fraß vorgeworfen zu werden. Oder halt die Lösegeld-Regelung.
Kann also solch eine Legende tatsächlich anders aussehen als bärtig und zwei Meter groß? Mitnichten. Und beeindruckt betrachten wir das berühmteste Bildnis des Ober-Freibeuters, welches zwar nur Porträt-Charakter hat (na gut, der imposante Brustkorb ist auch noch zu erahnen), aber nichts von dieser stattlichen Größe auch nur annähernd vermitteln kann, die selbst einen Raimund Harmstorf zum Weichei werden lassen würde. Aber wie auch. Dieser Mann auf der Radierung ist nämlich nicht Klaus Störtebeker!
Bild unten
Es ist der Hofnarr von Kaiser Maximilian des I., Cunz van der Rosen. Erstellt wurde das Werk mit hoher Wahrscheinlichkeit von Daniel Hopfer, einem Zeitgenossen von Kaiser und Hofnarr, von dessen Techniken sogar der berühmte Albrecht Dürer später profitierte. Aber keineswegs hat Herr Hopfer Herrn Störtebeker porträtiert, sie waren keine Zeitgenossen. Die dargestellte Person kann schon deshalb nicht Klaus Störtebeker sein, weil die abgebildete Tracht erst rund 100 Jahre nach dem Tod unseres Lieblings-Piraten aufkam. Seit Jahrzehnten also wird der Öffentlichkeit ein Bildnis als Störtebeker-Porträt verkauft, von dem schon sehr lange bekannt ist, daß dies keinesfalls der Realität entspricht.
Doch zurück zum Piraten(un)wesen in Ostfriesland. Bereits im Jahre 1396 war die Seeräuberei in der Westsee (wir erinnern uns: so hieß damals die Nordsee!) in vollem Gange, und die friesischen Häfen waren optimale Rückzugsgebiete nach jeder Tour. Und zu dieser Zeit schien es einen regen Piraten-Schiffsverkehr zwischen der Ost- und Westsee zu geben, denn 1397 taucht der Name Störtebeker im "Verfestungsbuch" der Stadt Wismar auf, und es ist anzunehmen, daß Klaus und Godeke sich hierher zurückgezogen hatten, da es in jenem Jahr keine Piraterie-Meldungen von ihnen gegeben hatte.
Und hier sollen sich die Spitzbuben auch getrennt haben: Störtebeker nistete sich vor allem auf Helgoland ein, dessen Bewohner ihm wohlgesonnen gewesen sein sollen. Godeke Michels konzentrierte sich auf die Region der Wesermündung.

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Angefügte Bilder:
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Jan van Eijk Offline

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21.02.2009 21:45
#3 RE: Klaus Störtebeker Antworten

Den Hansestädten wurde es nun zu bunt, und auf ihrer Tagung am 2. Februar 1400 in Lübeck beschlossen diese, gemeinsam mit holländischen Städten, nun auch auf der Nordsee aktiv zu werden. Elf Schiffe mit 950 Mann Besatzung sollten vor die friesisch-oldenburgische Küste entsandt werden, um der Piraterie Einhalt zu gebieten. Am 16. April starten die Lübecker das Unternehmen,
am 5. Mai trafen die Lübecker und Hamburger -die Bremer waren zu blöd, um dieser Flotte auf halbem Weg entgegenzukommen- in der Westerems ein, wo sie umgehend in einen See-Kampf mit einem Teil der Vitalianer verwickelt wurden. Die Rechtlosen sind der Übermacht der Hansestädter nicht annähernd gewachsen. Knapp eine Stunde dauert der Kampf. Zwei Piratenschiffe fallen in Hanse-Hände, ein drittes treibt wie eine brennende Fackel in Richtung Horizont. Von rund 200 Piraten werden 80 in der Seeschlacht getötet. Dem Rest gelingt es, außer einer Schar von 25 Leuten, die gefangengenommen werden, an die Küste zu fliehen. Jene 25 werden am 11. Mai allesamt in Emden hingerichtet. Und die Hanse wollte nun Fakten schaffen. Ihre Flottille landete in Emden, und endgültig sollte der Widerstand der Häuptlinge gebrochen werden. Aber auch die verbliebenen Vitalier sollten schließlich an Land ergriffen werden. Doch gelang es den Herren Michels und Magister Wigbold mit ca. 200 Leuten nach Norwegen zu entkommen. Klaus Störtebker selber gelingt es, mit sieben anderen Hauptleuten und 114 Mann nach Holland zu flüchten. Per Vertrag vom 15. August 1400 nimmt Albrecht von Holland diese Verfolgten auf. Sie sollten ihm später gut zu Diensten sein.

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Jan van Eijk Offline

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21.02.2009 21:47
#4 RE: Klaus Störtebeker Antworten
Zwischenzeitlich soll Störtebeker die Tochter des Friesen-Häuptlings tom Broke geheiratet haben; allerdings eine sehr vage Vermutung, zumal es hierüber fast keine belegbaren Anhaltspunkte gibt. Und außerdem ist vom Liebesleben des Klaus Störtebeker ohnehin in fast keiner Quelle auch nur ansatzweise die Rede. Es steht also eher zu vermuten, daß "Liebling Wismar" sich ohne weibliche Begleitung durch das bittere Piraten-Leben schlagen mußte. Und so ist wohl auch die Fabel von der trauernden Witwe in das Reich der Legende zu transportieren, die, nach ihres Mannes Enthauptung, im sogenannten Störtebeker-Turm in Marienhafe dort gut versorgt weiterleben konnte. Doch möchte ich an dieser Stelle nicht mit einer Überlieferung zurückhalten, die den "braven" Klaus doch in ein ganz anderes Licht rücken läßt: "Zu Marienhafe in der Störtebekerkammer geht um die Mitternachtsstunden ein Geist um, der seinen blutigen Kopf unter dem Arm trägt. Das ist Störtebeker, der im Grabe nicht ruhen kann, da er geköpft und in ungeweihter Erde eingescharrt wurde. Ein Fluch, der so lange währt, bis er davon losgesprochen ist, treibt ihn durch die Nacht. Der liebeslüsterne Seeräuber hatte nämlich ein schönes Fräulein aus vornehmem Stande ausersehen, ihm zu dienen. Als es aber seine Anträge entrüstet abwies, weil es bereits mit einem jungen Ritter verlobt war, brauchte der Räuberhauptmann Gewalt und entführte die Schöne. Im Marienhafer Turmgewölbe glaubte er, sie zwingen zu können, ihm Willen zu sein. Hier war keine Hilfe, kein Entrinnen möglich. Dennoch weigerte sich die Bedrängte, ihm anzugehören und zog den Tod der Schande vor, indem sie aus dem Fenster des Gemachs in die sie verschlingende Flut stürzte."
Die Kriegsherren der Hanse hatten die Häuptlinge der Küste nun in der Hand und konnten ihnen ihre Bedingungen diktieren. Ende Mai 1400 wurden Friedensurkunden aufgesetzt und unterzeichnet, und fast alle Häuptlinge unterzeichneten. Nicht länger, so versprachen die ostfriesischen Stammes-Oberhäupter, wollten sie den Freibeutern Unterschlupf gewähren. Aber was blieb ihnen in solch einer Situation auch an Möglichkeiten übrig?

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Jan van Eijk Offline

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21.02.2009 21:49
#5 RE: Klaus Störtebeker Antworten

Ende der Piraterie????
In Ostfriesland hatte die Hanse nun also "reinen Tisch"gemacht, aber maßgebende Anführer und deren Kumpanen waren entkommen. Und so verwunderte es auch nicht, daß die Seefahrt bereits im gleichen Jahr wieder von neuem gefährdet war. Klaus Störtebeker hatte, so hieß es damals, einen Kaperbrief des Grafen Albrecht von Holland in der Hand, und er nahm sein "Handwerk" in der Nordsee wieder auf. Hiervon ermutigt kehrten auch die nach Norwegen geflüchteten wieder zurück an die Stätte ihres letzten Wirkens. Erneut versammelte sich daraufhin die Hanse in Lübeck (13.März 1401), mit dem Ziel, abermals eine schlagkräftige Flotte gegen die Seeräuber-Banden auszusenden um diese dann endgültig zu zerschlagen. Schließlich hatte der Hanse-Bund erfahren, daß auch Michels und Störtebeker sich wieder auf See befanden.
In dieser Situation stiftete der gebürtige Holländer Simon von Utrecht der Hansestadt Hamburg die zwei damals modernsten Kriegsschiffe, die es damals gab. Die "Bunte Kuh" war eines von ihnen, und unter dem Oberbefehl der Ratsherren Hermann Lange und Nikolaus Schocke sowie dem Kapitän Hermann Nyenkerken startete die Armada in Richtung Helgoland, dorthin wo die Seeräuber vermutet wurden. Eine Legende ist es mit Sicherheit, daß Herr von Utrecht die Schiffe selbst befehligte, denn dieser hatte nicht einmal nautische Grundkenntnisse. Hanseatische Aufzeichnungen belegen, daß den Herren Lange und Schocke im Jahre 1401 für ihre Fahrt nach Helgoland 57 Pfund gezahlt wurden. Ein Vermögen für damalige Verhältnisse.
Beim Kampf vor Helgoland sollen 40 Vitalienbrüder gefallen sein, 73 mitsamt ihrem Anführer wurden in Gewahrsam genommen. Fast einen ganzen Tag soll die Seeschlacht gedauert haben, und Klaus Störtebeker -dessen Schiff "Roter Teufel" hieß- soll nur deshalb lebendig gefangen worden sein, weil ihm ein Fischernetz übergeworfen wurde und er sich deshalb nicht mehr, so wie wir es ja erwartet hätten, bis zum Letzten hatte wehren und verteidigen können. Und auch Sabotage soll dort natürlich im Spiel gewesen sein: Ein Freund von Schocke, Peter Krützfeld, soll, verkleidet als Blankeneser Fischer, einen Tag vor dem hansischen Großangriff, flüssiges Blei in das Ruder von Störtebekers Schiff gegossen haben, so daß dieses quasi manövrierunfähig war. Eine weitere Verschwörungs-Theorie attestiert den Hanse-Koggen Hinterlist, indem diese sich angeblich als Handelsschiffe getarnt hatten.

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Jan van Eijk Offline

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21.02.2009 21:51
#6 RE: Klaus Störtebeker Antworten

Nach der Ergreifung Störtebekers gibt sich Hamburg den Beinamen "Domitrix piratarum", Bändigerin der Piraten.
Hamburg machte den Piraten den Prozeß: Knapp sechs Monate dauerten die Untersuchungen, während derer die Delinquenten in den Kellern des Hamburger Rathauses arrestiert waren. Durch die Kämmerei-Rechnungen des Rates ist diese Haftzeit relativ verbindlich dokumentiert. Und das Ergebnis der Ermittlungen überraschte nun wirklich niemanden mehr. Schuldig in allen Anklagepunkten, und das Urteil konnte deshalb nur lauten: Halsgericht, also Tod durch Enthauptung.

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Jan van Eijk Offline

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21.02.2009 21:53
#7 RE: Klaus Störtebeker Antworten
Störtebekers Ende. Das echte und wahrhaftige Ende:
Scharfrichter Rosenfeld und Abdecker Knoker sollten alle Hände voll zu tun haben an diesem 20. Oktober 1401. Mehr als 70 Enthauptungen, mehr als 70 Leichen verscharren. Aber schließlich gab es eine angemessene Entlohnung: 12 Mark für den Henker und 3 Mark für den Abdecker. Für 1 Mark konnten damals 4 Kühe oder 3 Tonnen Bier gekauft werden.
Einen Tag zuvor wurde ein großes Viereck eingezäunt, das als Richtstätte dienen sollte und von niemandem betreten werden durfte. Heute nun bewegt sich ein langer Zug auf das Rechteck zu: An der Spitze Rosenfeld mit seinem Schwert, gefolgt von einem Franziskaner-Pater aus dem Maria- Magdalenen-Kloster und einem Gerichtsangestellten, dahinter die mit Stricken aneinandergebundenen 73 Seeräuber. Ein paar wenige letzte Wünsche soll Klaus Störtebeker den Hamburgern abgerungen haben, nachdem jeder Versuch seinerseits scheiterte, sich mit diversen Versprechen freizukaufen. Unter anderem bot er ihnen an, all jene Schiffe auszuliefern, deren Masten mit Gold und Edelsteinen gefüllt seien; angeblich ein beliebtes Versteck damals für die Piratenbeute. Außerdem wollte er für seine Freilassung die gesamte Hansestadt mit einer Goldkette umlegen. Doch ließen sich die Hansestädter auf dieses Spiel nicht ein, sollen dem Chef-Piraten aber zwei Wünsche gewährt haben: Einerseits wurde Klaus und seinen Mannen gestattet, in schönsten Gewändern vor das Schafott treten zu dürfen. Andererseits soll er der Stadt die Zusage abgerungen haben, all jene seiner Mit-Piraten zu begnadigen, an denen er nach seiner Enthauptung noch vorbeischreiten kann.
Scharfrichter Rosenfeld machte kurzen Prozeß und trennte mit seinem Schwert Störtebekers Rumpf vom Kopf. Tränen flossen bei den Zuschauern, schließlich gehörte der Klaus zu ihnen: "Umbringers sünd dat nich wäst. Arm Lüd hätt he wat geven, riek Lüd wat namen", urteilte das gemeine Volk damals. Doch dann passierte das Unvorstellbare: Der kopflose Klaus stand auf und schritt die Reihen seiner Kumpanen ab, gelangte bis zum elften Mann, bevor der hinterhältige Rosenfeld, der um seine Entlohnung bangte, zumal dieser pro Kopf bezahlt werden sollte, dem Enthaupteten den Richtblock vor die Beine warf und Klaus deshalb strauchelte und stürzte. Dennoch wurden alle Piraten an diesem Tag hingerichtet, das Versprechen nicht eingehalten (Am Rande sei an dieser Stelle erwähnt, daß bereits 1337 über den Münchener Adligen Dietz von Schauenburg eine ähnliche Geschichte erzählt wurde).

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Jan van Eijk Offline

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21.02.2009 21:56
#8 RE: Klaus Störtebeker Antworten

Hö,hö, noch nicht zu Ende:
Scharfrichter Rosenfeld selbst soll es, nach einer weiteren kaum belegbaren Überlieferung, allerdings nicht besser ergangen sein. Nachdem dieser seine Arbeit verrichtet hatte, soll er von einem Ratsherrn gefragt worden sein, ob er denn nun müde sei. Nein, soll Rosenfeld geantwortet haben, er hätte sogar noch die Kraft, den kompletten hochweisen Rat zu enthaupten. Diese Äußerung soll dann allerdings auch eine seiner letzten gewesen sein, sie soll ihm den Kopf gekostet haben. Doch die Köpfe der Vitalienbrüder wurden auf Holzpflöcke aufgespießt und an der Elbe aufgestellt, zur Abschreckung und zum Zeichen, "dat se de zee gerovet hatten", daß sie also auf See geräubert hatten.
Bereits kurze Zeit darauf wurden auch noch die bis dahin freien Godeke Michels und der kaum minder gesuchte Magister Wigbold auf See gestellt. Hamburg hatte seine beschädigten Schiffe wieder repariert, der Mast und andere brauchbare Dinge vom Schiff Störtebekers wurden auf anderen Schiffen auf-/eingebaut und los ging’s Richtung Jade und Außen-Weser, wo die Schurken zuletzt gesichtet wurden. Schocke erhielt das Oberkommando, und er und seine Mannschaft konnten tatsächlich die Seeräuber dort stellen, wo man sie vermutete. Rund 80 Gefangene wurden gemacht und ebenfalls nach Hamburg gebracht, wo sie das Schicksal von Störtbeker und Anhang teilen mußten. Bis zum Frühjahr 1402 wurden auch sie hingerichtet.

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Jan van Eijk Offline

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21.02.2009 22:00
#9 RE: Klaus Störtebeker Antworten

ist es nu zu Ende? Neiiin:
Der Kampf geht weiter.
Mit dem Tod der Chef-Räuber zur See findet das Piraten-Unwesen allerdings noch lange kein Ende in der Nordsee. Immer wieder nehmen die Friesen-Häuptlinge die Seeräuber bei sich auf, um hiermit ihre eigene Macht in ihrem kleinen Herrschaftsbereich zu sichern und zu stärken. Doch den endgültigen Dolchstoß verpassen die Hamburger, die sich mittlerweile ganz allein der Piraten-Jagd verschrieben hatten, den Ostfriesen in den Jahren 1432 und 1433. Schon 1408 hatten die Hansestädter das Schloß von Emden, wo sich die Gegner damals verschanzten, belagert und gestürmt. Doch diesmal sollten endgültige Fakten geschaffen werden. 1432 wurde der erste Schlag gegen die Freibeuter auf der Außen-Ems geführt. 1433 werden 21 Schiffe ausgesandt, um das "Nest" der Seeräuber, die Stadt Emden, auszuräuchern. Imel, Nachfahre des legendären Keno tom Brook, verteidigte die Stadt, mußte aber sehr bald einsehen, daß er der Übermacht nicht gewachsen war. Am 20.Juli mußte er die Stadt an die Belagerer übergeben. Ihn selbst schickte man in Gefangenschaft nach Hamburg, wo er im gleichen Jahr auch starb.
Die Hanse hatte gelernt, und deshalb bekommen die Emdener diesmal auch einen Hamburger Ratsherrn als Statthalter vorgesetzt, der von Emden aus Ostfriesland zu verwalten sucht. Das Ziel war also erreicht, und jener Mann, der für diesen endgültigen Sieg gesorgt hatte, war Simon von Utrecht. Er wurde als erste Person überhaupt zum Ehrenbürgermeister von Hamburg ernannt. Jener von Utrecht aus Haarlem, der, wohl erst 34jährig, erstmals 1399 in Hamburg auftaucht. Nachdem er durch Fürsprache seines Freundes Hein Swartekopp das Hamburger Bürgerrecht erworben hatte, setzte dieser sein Vermögen ein, um sich an der Anti-Seeräuberflotte zu beteiligen. Durch die Heirat mit Swartekopps Schwester Tietburgis Holste betrieb von Utrecht zielstrebig den gesellschaftlichen Aufstieg. Doch trotz seiner vielen Bemühungen und auch erfolgreicher Interventionen gegen die Piraten, gelang es ihm erst im Jahre 1426 erstmals in den Hamburger Rat gewählt zu werden. Nun begannen die bald 20 Jahre andauernden Fehden zwischen Hamburg und den Holsteinern auf der einen, sowie Dänemark auf der anderen Seite. Simon von Utrecht fungierte nun als Oberbefehlshaber der Hamburger Flotte. Am 15.März 1432 endlich wird er zum Bürgermeister der Stadt gewählt, doch sollen ihm nur gut 5 Jahre bleiben, ehe er am 14.Oktober 1437 überraschend stirbt.

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Jan van Eijk Offline

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21.02.2009 22:02
#10 RE: Klaus Störtebeker Antworten
1661 fertigt die Stadt seinem Ehrenbürger einen Gedenkstein, der heute im Museum für Hamburgische Geschichte zu finden ist.

Vor fast genau 10 Jahren gerät das 1897 aufgestellte Simon-von-Utrecht-Denkmal an der Kersten-Miles-Brücke (kreuzt die Helgoländer Allee an den Landungsbrücken) abrupt in die Schlagzeilen der Lokalpresse. Ein "Kommando Klaus Störtebeker" halbiert im Juni 1985 die Sandstein-Statue und wirft den oberen Teil respektlos vor dessen Sockel. "Die Täter sind vermutlich Anhänger der Chaoten aus der St.Pauli Hafenstraße" (Hamburger Abendblatt vom 7.Juni 1999). Tja, so einfach waren damals noch die Feindbilder auszumachen.

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Jan van Eijk Offline

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21.02.2009 22:03
#11 RE: Klaus Störtebeker Antworten
Der legendäre Störtebeker-Schatz
"Es ist nicht möglich, einen einfacheren und erhabeneren Anblick zu finden. Eine bloße Öffnung ins Meer, aber die unendliche Ebene so frei und groß daliegend und der Schauplatz, von dem man sieht, so kühn und fest gegründet, so wunderbar gestaltet durch die Ecken und Winkel der Felsen...". Soweit Wilhelm von Humboldt am 12.8.1796 nach einer Wanderung durch die Stubbenkammer auf Rügen. Einhundertsiebzehn Meter hoch, somit höchster Kreidefelsen am Steilufer der Stubnitz. Und hier soll Klaus Störtebeker seine Schätze vergraben haben. Einmal im Jahr soll dort um Mitternacht ein Segelschiff am Strand landen, das von den ruhelosen Schatten der Piraten gesteuert wird, die nach ihrem Geschmeide schauen wollen. Bewacht wird dieser Schatz von einer Fee, die nicht nur den "Goldenen Becher" bewachen soll, den Albert von Chamisso in seiner Ballade der "Jungfrau von Stubbenkammer" beschreibt.
Erwiesen ist wohl nur, daß Störtebeker die "Piraten-Schlucht" als Schlupfwinkel benutzte, um sich vor seinen hansischen Häschern zu verstecken. Gefunden wurde der Schatz bislang jedoch nicht. Selbst der umtriebige Störtebeker-Forscher Georg Haberstrumpf blieb bei seiner Suche erfolglos. Mehrmals durchforstete dieser die Kreidefelsen, und im Jahre 1935 ließ er gar an jener Stelle einen 6 Meter tiefen Schacht graben, wo sein Metall-Pendel einen Ausschlag verzeichnete. Zwar wurde in den 70ern in Ralswiek ein Schatz gefunden, der aus Silber- und Goldmünzen bestand (der sogenannte Dirham-Schatz), doch stellte sich bald heraus, daß diese bereits um das Jahr 850 vergraben worden waren.
Als weitere mögliche Orte, an denen Störtebeker seine Reichtümer versteckt haben könnte, werden oftmals Borkum und Marienhafe genannt. "Wenn die Woldedünen könnten sprechen, würde es Borkum nicht an Geld gebrechen" heißt es dort allenthalben. Doch auch amerikanische Experten, die mit modernsten Detektoren angereist waren, konnten die Dünen nicht zum Sprechen bringen. Vermeintliche Schätze blieben der Nachwelt verborgen. In Marienhafe allerdings, wo Klaus S. auch im "Wykhof" Zuflucht gefunden haben soll, wurde beim Abriß des Anwesens tatsächlich Gold im Keller gefunden.
Piratenschlucht auf Rügen

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Angefügte Bilder:
Piratenschlucht.jpg   Piratenschlucht2.JPG  
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